Hand, die den Erdball hält

Unendliche Macht und innerste Nähe - beides wird von Gott im Glaubensbekenntnis ausgesagt.

Bild: pixabay/geralt

Das Apostolische Glaubensbekenntnis

Verstehst du, was du da sagst?

Das Glaubensbekenntnis darf in fast keinem Gottedienst fehlen. Mit gutem Grund: Hinter den konzentrierten Sätzen steckt jede Menge Glaubenserfahrung. Eine Auslegung von Regionalbischof Axel Piper.

Ich glaube an Gott,
den Vater, den Allmächtigen,

so beginnt der erste von drei Artikeln des Glaubensbekenntnisses. Hier stehen Vater und Allmächtiger nebeneinander: Das ist das Besondere an unserer Religion: Gott ist allmächtig, also gibt es nichts neben oder über ihm, und zugleich ist er den Menschen nah und vertraut wie ein (guter) Vater. Unendliche Macht und zugleich innerste Nähe zu uns zeichnen Gott aus.

Das Wissen und die Vorstellung, wie unsere Welt und das Leben auf ihr entstanden sind, haben sich radikal gewandelt. Vom Urknall und Evolution hatten unsere Vorväter noch keine Ahnung. Dennoch bleibt die Vorstellung des Schöpfer-Gottes aktuell: Sagt sie uns doch, dass der Mensch nicht Schöpfer und Herr der Welt ist, sondern selbst geschaffen wurde, also Mitgeschöpf ist. Das heißt auch, er darf sich an dieser Welt freuen und muss sorgfältig und bedacht und keineswegs egoistisch mit den Mitgeschöpfen und den Ressourcen unserer Welt umgehen.

Und an Jesus Christus,
seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn,

Eingeboren hat nichts mit dem Begriff des Eingeborenen zu tun. Eingeborener Sohn ist vielmehr die deutsche Übersetzung (von M.Luther) des griechischen Wortes „monogenes“ und bedeutet: einzig geborener und auch einzigartiger Sohn.

Diese zwei Sätzen gehören wohl zu den umstrittensten des Glaubensbekenntnisses. Die einen sagen: Warum soll es Gott nicht möglich sein, dass allein durch sein Willen Maria mit Jesus schwanger wird? Andere verweisen darauf, dass es in der Bibel (im Matthäusevangelium) einen Stammbaum Jesu gibt, in dessen Reihe als Vater Josef genannt wird. 

Was sicher ist: Die Verfasser des Glaubensbekenntnisses hatten keinerlei Interesse an der Biologie und der Frage, ob eine Jungfrauengeburt möglich ist. Sie wollten damit vielmehr betonen, dass Gott selbst in seinem Sohn war und Maria eine ganz besondere, junge Frau.

Hier folgt das Bekenntnis der Erzählung der Evangelien: Pontius Pilatus, der römische Statthalter in Jerusalem, ließ Jesus foltern und verurteilte ihn zum Tode am Kreuz. Weiter wird erzählt, dass ein Josef von Arimathäa ihn vom Kreuz abnehmen durfte und in einer Grabkammer bestatten konnte. Betonen möchte das Glaubensbekenntnis: Jesus war tatsächlich tot. Deswegen ist gleich zweimal vom Tod die Rede.

die vielleicht wichtigste Zeile des Bekenntnisses: Hier werden menschliche Logik und Naturgesetze durchbrochen: Jesus überwindet den Tod als erster Mensch und setzt damit den Tod auch für alle die, die an ihn glauben, außer Kraft (s.u.). Das nun ist eine Kernaussage des christlichen Glaubens, der ihn auch radiukal von anderen monotheistischen Religionen unterscheidet.

Hier wird es nun bildlich: Nicht umsonst gibt es unzählige Motive in der bildenden Kunst, die Gott und /oder Jesus auf einem Thron darstellen, manchmal mit Krone und Szepter. Auch das Bild von Gott als weißhaarigen Mann auf der Wolke ist nicht fern. Gemeint ist aber: Jesus ist nicht mehr auf der Erde. Er ist mit Gott vereint und dennoch den Menschen nah.

Mit einem Ausblick endet der zweite Artikel des Glaubensbekenntnisses: Christus wird wiederkommen und die Welt zum Guten verwandeln. Für die Christen, die das so formuliert haben, war das keine Drohung, sondern Hoffnung: Die Welt mit allem Kummer und aller Not wird ein Ende haben. Und das Richten lesen wir seit Martin Luther nicht als Gericht, in dem es um Himmel und Hölle geht, sondern dass Gott der Welt und den Menschen, egal ob sie da noch leben oder schon tot sind, seine unbedingte Liebe zeigt.

Ich glaube an den Heiligen Geist,

Auch wenn Jesus nicht mehr auf der Erde ist, lebt doch der Glaube an ihn, an Gott, weiter unter den Christinnen und Christen. Seine Kraft, seine Gedanken, die Hoffnung auf ihn wirkt sichtbar in dieser Welt. Mit diesem Zuspruch beginnt der dritte Artikel des Glaubensbekenntnisses.

Der Glaube, dass Gottes Kraft in den Menschen wirkt, macht sie deshalb nicht zu Heiligen. Auch die in der Kirche nicht. Heilig heißt hier lediglich, dass Christinnen und Christen Anteil haben an den heiligen Dingen wie Sakramenten und zu Gott gehören. Über den manchmal doch sehr unheiligen Lebenswandel von Christinnen und Christen ist damit noch nichts gesagt. Übrigens sagen die Mitglieder der katholischen Kirche nicht: „heilige christliche Kirche“ sondern „heilige katholische Kirche“. Sie meinen damit aber nicht die römisch- katholische Kirche oder andere katholische Konfessionen, sondern die weltweite, allgemeine, christliche Kirche, wie es das griechische Wort katholikós (allumfassend) meint.  

Und noch ein Zuspruch: Weil Gott die Menschen bedingungslos liebt, dürfen sie auch nach Fehlern, die sie gemacht haben immer wieder neu beginnen, Und das möglichst unbeschwert in der Gewissheit, dass Gott uns Verfehlungen vergibt. Voraussetzung ist natürlich die Einsicht für diese Fehler und der gute Vorsatz, es besser zu machen.

Weil mit Jesus der Tod besiegt ist, werden auch die Menschen, die an ihn glauben, vom Tod auferstehen und bei Gott leben. Wie das Leben aussehen könnte, darüber gibt es viele ganz verschiedene Vorstellungen und Phantasien. Aber auch das bleibt ein Geheimnis. Vielleicht das größte.  Die Bibel sagt nur, dass es dann keinen Kummer und keine Tränen mehr geben wird und dass das ewige Leben mit dem hier auf Erden nicht zu vergleichen ist.

Amen.

Und mit dem Amen endet das Glaubensbekenntnis, das zugleich ein Gebet ist. Amen ist eine Bekräftigungsformel wie etwa: So sei es!

Axel Piper, Bild: © elkb

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Axel PIper

Oberkirchenrat Axel Piper ist Regionalbischof im Kirchenkreis Augsburg und Schwaben.

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01.02.2021
Axel PIper

Literaturtipp

Cover des Buches Heinrich Bedford-Strohm: Wer's glaubt wird selig
Link zum Buch

Heinrich Bedford-Strohm

Wer's glaubt wird selig

Persönlich und ohne sich etwas zu schenken diskutieren Vater und Sohn über die Relevanz des christlichen Glaubens für junge Erwachsene heute, über Glück, Gott, Jesus, Kirche, Religion, Spiritualität und Tod. Der Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern stellt sich den unbequemen Fragen: Warum ist es eigentlich sinnvoll zu glauben? Was hat das Evangelium mit dem Leben Jugendlicher heute zu tun?