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Zentrale Texte
Gebete, Lebensregeln, Glaubensfundament
„Es begab sich aber zu der Zeit …“ Wenn diese Zeilen erklingen, dann kann Weihnachten werden. Vielen sind diese Worte seit ihrer Jugend vertraut, und sie dürfen an keinem Weihnachtsfest fehlen. Andere haben lang nicht gebetet. Aber in der Not jetzt fallen ihnen die Worte des Vaterunsers ein. Die Bibel ist kein verschlossenes Buch. Zahlreiche ihrer Texte gehören zum Kulturgut und zum Glaubensschatz einer ganzen Gesellschaft.
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Bibelverse zum Schmökern
„Ich hab nun 28 Jahr', seit ich Doktor geworden bin, stetig in der Biblia gelesen und daraus geprediget, doch bin ich ihrer nicht mächtig und find' noch alle Tage etwas Neues drinnen“, schrieb Martin Luther. Menschen haben aus diesem Buch tiefen Glauben gefasst und sind ins Zweifeln geraten, sind darin Gott begegnet und haben sich zum Guten ermutigen lassen.
"Ihr Christen habt in eurer Obhut ein Dokument mit genug Dynamit in sich, die gesamte Zivilisation in Stücke zu blasen, die Welt auf den Kopf zu stellen; dieser kriegszerrissenen Welt Frieden zu bringen."
Mahatma Gandhi
Viele Texte aus der Bibel haben sich in das kulturelle Gedächtnis unserer Gesellschaft eingeprägt. Da sind die zehn Gebote, die Regeln für ein gutes Zusammenleben. Da gibt es Psalmen, die zu Herzen gehen und Menschen Trost und Halt geben. Und auch zahlreiche Gebete und liturgische Texte, die im Gottesdienst gesprochen werden, haben ihren Ursprung in der Bibel. Hier finden Sie eine kleine Auswahl dieser zentralen Texte.
Die ersten Kapitel der Bibel bieten gleich zwei Geschichten, wie die Erde entstanden ist. Die erste, jüngere berichtet, wie Gott die Welt in sieben Tagen erschaffen hat: Himmel und Erde, Land und Meer, Tag und Nacht. Gottes Schöpfungswerk ist ordnendes und kreatives Handeln. Die zweite, ältere Erzählung konzentriert sich ganz auf die Herstellung des Menschen als Wesen aus Erde, der Gottes lebendigen Atem erhält.
40 Tage und 40 Nächte dauerte die große Bestrafungsaktion Gottes für seine untreuen Menschen. Dann können die einzigen Überlebenden, Noah und seine Familie, die Arche verlassen. Gott aber beschließt, die Menschheit nie mehr zu vernichten. Zeichen für diesen Bund ist der Regenbogen.
„Ich will hinfort nicht mehr die Erde verfluchen um der Menschen willen; denn das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf. Und ich will hinfort nicht mehr schlagen alles, was da lebt, wie ich getan habe. Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.“ (Gen 8, 21-22)
Die 10 Gebote sind weit über das Judentum und Christentum hinaus anerkannt. In ihrer allgemeinen Formulierung bieten sich gerade die Gebote vier bis zehn als Lebensregeln und ethische Richtlinien an. Leicht wird übersehen, dass gerade die ersten Gebote aus der ganz spezifischen Geschichte Gottes mit seinem Volk erwachsen sind: Weil er es aus Ägypten geführt hat, deshalb sollen sie allein ihn verehren. Weil sie selbst Sklaven in Ägypten waren, sollen sie auch ihren Knechten am siebten Tag der Woche Ruhe gönnen.
Bei der Zählung der Gebote gibt es im Judentum und in den christlichen Kirchen unterschiedliche Traditionen. Die hier wiedergegebene Fassung folgt der lutherischen und römisch-katholischen Tradition. Eine andere Zählung ergibt sich dort, wo das Bilderverbot - "Du sollst dir kein Bildnis machen" - gesondert als zweites Gebot geführt wird. Die ausführliche Fassung der Zehn Gebote steht in der Bibel an zwei Stellen: 2. Mose 20 und 5. Mose 5
1. Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.
2. Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen.
3. Du sollst den Feiertag heiligen.
4. Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren.
5. Du sollst nicht töten.
6. Du sollst nicht ehebrechen.
7. Du sollst nicht stehlen.
8. Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.
9. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus.
10. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Knecht, Magd, Vieh noch alles, was dein Nächster hat.
Dieses alte Gebet hat schon Generationen von Menschen Kraft und Hilfe gegeben. Es spricht von dem tiefen Vertrauen zu Gott, der die Menschen durch Höhen und Tiefen ihres Lebens begleitet und führt:
Der Herr ist mein Hirte,
mir wird nichts mangeln.
Er weidet mich auf einer grünen Aue
und führet mich zum frischen Wasser.
Er erquicket meine Seele.
Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen.
Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück;
denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.
Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde.
Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein.
Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang,
und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar.
Der Klassiker zu Weihnachten: die Geburt Gottes als kleines Kind im Stall. Nicht Mächtige, sondern arme Hirten erfahren als erstes die Botschaft der Engel: Euch ist heute der Heiland geboren.
Diese Begebenheit darf bei fast keiner Taufe fehlen: Jesus schickt die Erwachsenen weg, um sich Zeit für die Kinder zu nehmen. Ihnen gehört das Himmelreich. Eine unerhörte Botschaft aus einer Zeit, in der Kinder noch keine Rechte hatten.
Und sie brachten Kinder zu ihm, damit er sie anrühre. Die Jünger aber fuhren sie an. Als es aber Jesus sah, wurde er unwillig und sprach zu ihnen: Lasst die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht; denn solchen gehört das Reich Gottes. Wahrlich, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht empfängt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen. Und er herzte sie und legte die Hände auf sie und segnete sie. (Mk 10, 13-16)
Die Geschichte von Schuld und Erbarmen schildert anschaulich das Wesen Gottes: Wie der gütige Vater seinen „verlorenen“ und reumütigen Sohn wieder aufnimmt, zeigt Gott seine Liebe denen, die ihn verlassen haben und zu ihm zurückkehren.
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Das Gebet der Gebete. „Herr lehre uns beten“, bitten die Freunde Jesu und erhalten zur Antwort dieses kurze Gebet, das heute in jedem Gottesdienst gesprochen wird. Mehr bedarf es nicht.
Unser Vater im Himmel!
Dein Name werde geheiligt.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
[Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.]
Mt 6,9-13
Warum feiern Christen Abendmahl? Weil Jesus seine Freunde in der Nacht vor seinem Tod dazu ermuntert hat. Mit den so genannten Einsetzungsworten wird bei jedem Abendmahlsgottesdienst daran erinnert. Ihr Ursprung steht im Neuen Testament.
Der Herr Jesus, in der Nacht, da er verraten ward, nahm er das Brot, dankte und brach's und sprach: Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird; das tut zu meinem Gedächtnis. Desgleichen nahm er auch den Kelch nach dem Mahl und sprach: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut; das tut, sooft ihr daraus trinkt, zu meinem Gedächtnis. (1 Kor 11, 23-25)
Das Leiden und der Tod Jesu gehören zum Kern des christlichen Glaubens. In der Passionszeit, besonders am Karfreitag, wird das Evangelium davon im Gottesdienst verlesen. Alle vier Evangelien berichten von der Hinrichtung Jesu. Durch ihre Vertonung von Johann Sebastian Bach ist die Passion bei Matthäus besonders bekannt.
Ohne die Auferstehung Jesu wäre der christliche Glauben sinnlos, schreibt der Apostel Paulus. Die Bibel berichtet von mehreren Begegnungen mit dem Auferstandenen. Die älteste davon steht im Markusevangelium, eine sehr ausführliche bei Johannes.
Ein Muss bei jeder Taufe: der Auftrag Jesu, Menschen zu taufen. Verbunden mit der Zusage: Ich bin bei euch alle Tage.
Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende. (Mt 28,18-20)
Dieses fein komponierte Lied des Apostel Paulus wird gern bei Trauungen verlesen: Es beschreibt Notwendigkeit und Wesen der göttlichen Liebe, von der jede menschliche Liebe ein Widerschein ist.
„Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf, sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu, sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit; sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles. Die Liebe hört niemals auf..“ (1 Kor 13, 4-8)
Hier geht es zum ganzen Hohelied.
14.12.2020
Anne Lüters